Überregionale Empfehlung – Abendliche Familienführung im Weltkulturerbe Kloster Maulbronn
Das Kloster Maulbronn ist den Meisten vom Namen her bekannt, doch was sich mit diesem monumentalen Gebäude und deren frühere Bewohner, den Mönchen, in Zusammenhang steht war bis gestern auch uns neu. Eine abendliche Familienführung durch das abgedunkelte, nur mit Kerzen beleuchtete, mittelalterliche Kloster, die stimmungsvolle Klosterkirche und Klausur, die Räumlichkeiten in denen einst die Mönche lebten, brachte für uns interessante Informationen.
Die sehr schöne, auch auf die Kinder abgestimmte Führung durch Claudia Hermsen, begann mit einem Hinweis auf die große Eingangstür aus Holz, das älteste noch existente Holztor an einem Kirchenportal in Deutschland. Deshalb wird es auch sehr selten geöffnet. Der Eingang zum „Paradies“, so nennt man das Gewölbe vor dem großen Holztor.
Wir traten durch eine Seitentür in die Klosterkirche ein, wo uns ein „Hintergrundgesang der Mönche“ temporär in das Mittelalter zurückversetzte.
So begann der Rundgang, selbst hinter dicken Klostermauern recht frisch, in dessen Verlauf Frau Hermsen, die Führerin, interessante Geschichten erzählte, die uns das Leben der Mönche im Einzelnen sehr lebendig, erleben ließen. 400 Mönche lebten einst im Kloster, die nicht nur beteten sondern auch arbeiten mussten, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. ORA ET LABORA ein Spruch der Benediktiner Mönche findet hier seine Anwendung. So waren die Mönche grob in zwei Gruppen eingeteilt, die Betenden und die Arbeitenden. Sie erzeugten alles was sie zum leben brauchten selbst, waren genügsam und fleißig.
Mehr Hintergründe findet man auf der Seite des Klosters Maulbronn, das zu dem Oberbegriff der Schätze unseres Bundeslandes „Staatliche Schlösser und Gärten“ zählt. Jedes einzelne dieser Kulturdenkmäler hat sein eigenes Flair, das zu entdecken ist.
So führte uns der Weg durch den Kreuzgang durch die Lebensräume der Mönche, wie Waschraum, Küche, Speisesaal (Refektorium) und dem Raum des Sprechens (Parlatorium), denn Mönche in Maulbronn, die Zisterzienser, ein Schweigeorden, hatte sich ein Redeverbot auferlegt. Ohne Sprache, also Kommunikation, geht es nicht, so erfand man eine „Gebärdensprache“, um sich zu verständigen. Einzig der Gesang und der war in lateinischer Sprache, erlaubte es sich in der Öffentlichkeit zu artikulieren.
So konnten wir von der Lokalität Eindrücke gewinnen, die an die Filmserie um „Harry Potter“ erinnerten.
Was wir wussten, dass in den Räumlichkeiten des Klosters auch eine Schule mit Internats-Charakter untergebracht ist. Dazu auch eine kleine Anekdote, die uns Frau Hermsen vermittelte. Hermann Hesse, ein bekannter Deutscher Schriftsteller und Dichter war Schüler in diesem Internat, eigentlich Ausbildungsstätte für Landesbeamte und Pastoren. Hermann Hesse hasste die Schule und beschloss bei Nacht und Nebel, im Februar , ohne winterliche Bekleidung „abzuhauen“. Im 12 km entfernten Kürnbach wurde er von einem Bauern aufgegriffen, den er nach dem Weg nach Maulbronn fragte. Dieser zeigte ihm die Richtung und der kleine Hermann ging entgegengesetzt, ergo stimmte doch etwas nicht. Er wurde so zurück nach Maulbronn gebracht. Eines seiner Werke welches er „Das Rad“ nannte, erinnert an den Ort seiner Schulzeit, gleich neben der Treppe zum Internat.
Der Weg führte uns weiter durch die Gänge des Klosters, wo wir schließlich im Refektorium (Speisesaal) ankamen.
Hier erfuhren wir wieder etwas Neues, was wir bisher nicht wussten.
Die Maultaschen, kleine Teigtaschen gefüllt mit Gemüse oder Fleisch, wurden in Maulbronn erstmals erstellt , so zu sagen erfunden.
Kurz, in wenigen Worten zur Anekdote.
Fleisch war bei den Zisterziensern verpönt um nicht zu sagen verboten. Also war man erfinderisch und fing Fische, sind ja kein Fleisch sondern wurden als Gemüse aus dem Wasser tituliert! Das reichte einem Mönch nicht, sondern dem hatte es eine Kuh angetan. Also besorgte er sich ein Stück Fleisch, das er ins Kloster schmuggelte, was seinen Brüdern nicht verborgen blieb. Er versteckte es also unter Spinat und wickelte es in Teig ein. Dieses Erzeugnis nennt man Maultaschen, die er seinem Abt servierte. Der Abt, Klostervorsteher und Vertreter des Herrgotts auf Erden bemerkte das Fleisch in den Teigtaschen nicht! So war auch der Uzname im Schwäbischen geboren worden, nämlich „Herrgottsb’scheisserle“.
Schließlich erreichten wir den Ausgang und wurden mit eine Tasse Glühwein oder Kinderpunsch für unsere Geduld und Aufmerksamkeit belohnt. Die Fotos sind nicht die besten, aber bei Kerzenschein und wenig Restlicht ist eben nicht mehr möglich!
Wer das Ganze selbst in Augenschein nehmen will, Es werden vielerlei Führungen angeboten, bereits ein große Führung gibt es …
„Am Sonntag, 12. Januar, um 14.00 Uhr lädt Kloster Maulbronn Groß und Klein zum ersten „Familienspaß im Kloster“ des Jahres ein.
Bei der familienfreundlichen Führung durch das UNESCO-Welterbe können Jung und Alt gemeinsam in die Geschichte der ehemaligen Zisterzienserabtei eintauchen. Im Anschluss dürfen die kleinen und großen Entdeckerinnen und Entdecker Rahmfladen ganz nach ihren Wünschen belegen und backen. Eine Anmeldung unter info@kloster-maulbronn.de oder telefonisch unter +49(0)70 43.92 66 10 ist erforderlich.“
Nutzen Sie die Gelegenheit, um mehr von unserer Kultur zu erfahren. Viele Möglichkeiten in „Schlagdistanz“ sind Stätten auf die wir stolz sein können!
Bleiben Sie alle gesund und zuversichtlich im neuen Jahr 2025!
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