Kulturinsel im Fastnachtstrubel am vergangenen Sonntag – Besuch bei der THEATERKISTE in Sinsheim
Als kleines Jubiläum für uns, denn so ziemlich genau auf den Tag vor 55 Jahren betraten wir die Räumlichkeiten zum ersten Mal. Seinerzeit noch Musiksaal im damaligen Wilhelmi-Gymnasium. Wo einst Musiklehrer Wilmar Zipf wirkte, spielt heute eine tolle Truppe von Schauspielern auf einer einfallsreich zweckmäßig gestalteten Bühne auf engstem Raum, interessante und sehenswerte Theaterstücke.
So auch am Sonntag die zweite Vorstellung nach der Premiere am Sonnabend, ausverkauft, ein Stück inszeniert von Uschi Barth, die selbst als Anne, Mieterin einer Wohnung ehemaliger Studenten einer WG, mitwirkte. „Wir sind die Neuen“ so der Titel des Stückes von Jürgen Popig. Wie immer brillant inszeniert und umgesetzt. Ein Stück das in die heutige Zeit passt und sich mit den wilden 68er Jahren vergleicht.
2014 von Ralf Westhoff verfilmt und mit seinen tollen Dialogen humorvoll die Lebensklugheit dem Leistungsdruck heute gegenüberstellt.
Kurz zur Handlung: Zwei Wohnungen, hellhörig und Wand an Wand, beherbergt auf der einen Seite eine Studenten-WG mit Katharina, Barbara und Thorsten und auf der Anderen, Anne, Eddi und Johannes, Studenten der 68 er Jahre und in ihrer Einstellung noch immer so!
Nun gibt es von der Jugend damals zu heute, gewisse Unterschiede, so wie sich auch die Zeiten geändert haben.
Die Althippies lassen es krachen und feiern so gut es noch geht, während die andere Partei dem Prüfungsstress unterliegt, als lernen muss!
Penible Einhaltung der Hausordnung inklusive Flurreinigung ist also angesagt und auch der erste Reibungspunkt. Die Angepasstheit und Spießigkeit der Jungen verwundert die Alten und führt so zu einem „Generationenkonflikt“ der besonderen Art.
Man versucht eine Annäherung durch gegenseitige „Besuche“, die meist eklatant beendet werden. Körperlich noch fit die Alten, hingegen wird bei den Jungen die „Stubenhockerei“ bald zum gesundheitlichen Problem. Da werden die Ratschläge der Alten zunächst ignoriert nicht nur in Punkto Gesundheit. Auch die „Lernmethoden“ werden in Frage gestellt.
Alkohol der bei den Alten an der Tagesordnung ist wird zum Seelentröster bei den Jungen, die sich sonst asketisch ernährt habe. Durch die Annäherung der beiden „Gruppen“ werden Erfahrungen der Alten, auch ihre alltäglichen Lebensgewohnheiten, immer mehr von den Jungen akzeptiert. So werden die Methoden der Alten von den Jungen mehr und mehr übernommen …
Mit Hilfe von Johannes einem studierten Juristen schafft Katharina ihr Examen, Eddi animiert Thorsten zum Gitarre spielen, Anne hilft mit Hausmannskost den drei Jungen wieder auf die Beine zu kommen. Selbst die mit Liebeskummer geplagte Barbara erfährt die notwendige Unterstützung! Eine Kurze Pause wurde zu Gesprächen, „Versorgung“ mit Getränken und Frischluft genutzt.
Schließlich wurde aus anfänglicher Abneigung ein schon fast familiäres Verhältnis zwischen den beiden anfänglichen Gegenpolen!
Ein schönes unterhaltsames Stück – PRÄDIKAT: Empfehlenswert!
Ein Highlight am Rande was noch zu bemerken war, die Songs die immer wieder angespielt wurden erinnerten an die Musik der 68er in besonderem Maße, denn wir stellten fest, dass teilweise leise mitgesungen wurde. Auch wir mussten uns zusammenreißen!
Hier noch eine Szene aus den „Anfängen“
Schließlich noch ein Tipp für die Jugend von heute, dem wir voll und ganz zustimmen:
Vergiss nie, dass ältere Menschen coole Typen sind, die nur schon länger leben!
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