Sinsheim: Haushalt 2026 – Vernunft statt Wunschkonzert OB Siesing gibt klares Statement ab
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
es gibt Momente, in denen man als Oberbürgermeister gerne mit Optimismus in ein Haushaltsjahr blicken würde. Aber wir leben in Zeiten, in denen Ehrlichkeit wichtiger ist als Schönfärberei.
Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Zwei Jahre Stagnation, Reformmüdigkeit und eine Bürokratie, die inzwischen selbst die Bürokratie lähmt, zeigen: Unser Land tut sich schwer mit der eigenen Wirklichkeit.

Diese Wirklichkeit hat längst die Rathäuser erreicht. Die Kommunen – also auch Sinsheim – sind das Rückgrat unseres Staates. Hier wird Demokratie gelebt, hier funktioniert Daseinsvorsorge. Aber dieses Rückgrat steht unter Druck: finanziell, organisatorisch und personell.
Was im Bund „strukturelles Defizit“ heißt, bedeutet für uns schlicht: fehlende Finanzmittel. Wir können uns immer öfter das nicht mehr leisten, was wir längst beschlossen haben. Die Liste an staatlichen Versprechen wächst, die Mittel zu ihrer Umsetzung nicht.
Manchmal habe ich den Eindruck, unser Land beschäftigt sich lieber mit Nebensächlichkeiten als mit den eigentlichen Fragen. Wir diskutieren über Talkshows oder Symbolthemen – aber kaum darüber, wie wir unseren Wohlstand sichern. Wir brauchen weniger Ankündigungen und mehr Umsetzung.
Umso wichtiger ist, dass es endlich Bewegung gibt: Nach intensiven Verhandlungen zwischen dem Land Baden-Württemberg und den Kommunalen Landesverbänden konnte ein Gesamtpaket geschnürt werden, das die Städte und Gemeinden für 2026 spürbar entlastet, wenn auch über neue Schulden finanziert. Dazu gehören eine Stabilisierung der Finanzausgleichsmasse um 550 Millionen Euro und die Weiterleitung von jährlich 729 Millionen Euro an Sonderinvestitionsmitteln des Bundes an die Kommunen.
Das ist kein Durchbruch, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Es zeigt, dass die kommunale Stimme gehört wird – und dass das Land Verantwortung übernimmt. Ich freue mich, dass ich im Landesvorstand des Gemeindetags dabei mitwirken durfte.
Trotzdem bleibt klar: Diese Maßnahmen bringen Stabilität, aber sie lösen die strukturellen Probleme nicht. Die Dynamik bei den Staatsausgaben, die Zunahme von Standards und Aufgaben – all das bleibt bestehen.
Sinsheim: solide Arbeit trotz schwieriger Zeiten
Unter diesen Rahmenbedingungen haben wir den Haushalt 2026 der Stadt Sinsheim aufgestellt – ein Haushalt, der den Spagat leisten muss zwischen dem, was notwendig ist, und dem, was noch finanzierbar bleibt.
Rückblickend dürfen wir festhalten: Das Jahr 2025 ist deutlich besser gelaufen, als wir es erwartet hatten. Wir mussten keine neuen Schulden aufnehmen, konnten sogar Liquidität aufbauen und unser Vermögen durch mehrere abgeschlossene Bauprojekte deutlich erhöhen – darunter drei neue Kindergärten und die sanierte Kraichgau-Realschule.
Für 2026 allerdings sind die Aussichten deutlich schwieriger. Der Ergebnishaushalt weist ein Defizit von rund 18 Millionen Euro aus. Gründe sind steigende Kosten, eine höhere Kreisumlage und geringere Einnahmen aus dem kommunalen Finanzausgleich.
Wir haben deshalb intensiv geprüft und priorisiert:
Die Investitionen wurden von 38 auf 32 Millionen Euro reduziert. Neue Stellen gibt es nur dort, wo sie zwingend notwendig sind – etwa bei Feuerwehr, Stadtplanung oder den Ingenieuren für Straßen- und Kanalbau. Auch bei den freiwilligen Zuschüssen schlagen wir Kürzungen vor, mit Ausnahme des Tierheims.
Trotz aller Sparsamkeit investieren wir weiter gezielt in Kindergärten, Schulen, Feuerwehr und Infrastruktur – also in das, was unsere Stadt lebenswert macht.
Vernunft, Verantwortung und Zusammenhalt
Sinsheim steht auf solidem Fundament. Aber klar ist auch: Kommunen brauchen endlich wieder mehr Entscheidungsspielraum und weniger Bürokratie.
Nicht neue Arbeitskreise oder Programme helfen uns weiter, sondern Mut zu klaren Prioritäten – auf allen politischen Ebenen.
Ich danke allen, die mithelfen, dass Sinsheim stabil bleibt: unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Bürgermeister Kippenhan, dem Gemeinderat und vor allem Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger.
Manfred Rommel hat einmal gesagt:
„Finanzpolitik – das ist die Auseinandersetzung zwischen jenen Leuten, die eine Mark haben und zwei ausgeben wollen, und jenen anderen, die wissen, dass das nicht geht.“
Genau das versuchen wir jeden Tag – mit Vernunft, Verantwortung und Zusammenhalt.
Lassen Sie uns diesen Kurs beibehalten – ruhig, verlässlich und mit klarem Blick nach vorn.
Ihr
Marco Siesing
Zugesandt von der Stadt Sinsheim
Anmerkung der Redaktion:
Eine ehrlich, gute und kritische Aussage in Zeiten leehrer Kassen und immer neuen Diktaten der Gesetzgeber ohne zu Bedenken wer das bezahlt!







