Braucht Deutschland eine neue Glücksspiel-Reform? Eine neue Studie von Gunther Schnabl deutet darauf hin!
Lange Zeit herrschte in Deutschland Unklarheit was das Glücksspiel im Internet angeht – bis 2021 endlich der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft getreten ist. Mit diesem wurde unmissverständlich festgelegt, dass Online-Glücksspiel in ganz Deutschland legal ist. Wer annahm, dass mit den neuen Regelungen nun alles mit Recht und Ordnung zugeht, hat sich allerdings getäuscht.
Aus einer neuen Studie von Gunther Schnabl, Wirtschaftswissenschaftler an der Uni Leipzig, geht hervor, dass gut die Hälfte der deutschen Spielern auf ausländische Online Casinos zurückgreift. Ursache hierfür sind vermutlich die strengen Regeln des deutschen Vertrags. Braucht Deutschland also eine weitere Glücksspiel-Reform?
Die strengen Regeln des deutschen Glücksspielvertrags
Die Ankündigung, dass Deutschland an einem Vertrag arbeitet, der das Glücksspiel für ganz Deutschland legalisieren soll, stieß natürlich im ersten Moment auf viel Zuspruch. Sowohl für Spieler als auch Anbieter ist es deutlich angenehmer, in einem geregelten Rahmen zu operieren.
Kritische Stimmen kamen jedoch auf, als sich herauskristallisierte, mit welchen strengen Regeln der neue Glücksspielstaatsvertrag einherging. Trotz der Beschwerden wurden die geplanten Rahmenbedingungen in die Tat umgesetzt, denn diese sollten einem hohen Spieler- und Jugendschutz dienen.
Für in Deutschland lizenzierte Casinos gelten unter anderem die folgenden Punkte:
- Erforderliche Verifizierung bei Erstellung des Kontos, um Minderjährigen den Zugang zum Glücksspiel zu verhindern.
- Ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 EUR und ein Einsatzlimit bei Spielen von 1 EUR, um Spieler vor zu hohen Ausgaben zu schützen.
- Ein übergeordnetes Sperrsystem, in das Spieler eingetragen werden, sollte auffälliges Spielverhalten erkannt werden.
- Verbote von Live-Dealer-Titeln und Tischspielen wie Roulette und Blackjack, da diese mit einem höheren Suchtpotenzial einhergehen sollen.
Zum Zwecke der Kontrolle und Einhaltung dieser Regeln wurde ein länderübergreifendes Glücksspielaufsichtssystem (LUGAS) eingeführt.
Während die strengen Regeln eigentlich dem Spielerschutz dienen sollten, fühlen sich viele Spieler bevormundet und zu sehr eingeschränkt. Insbesondere die vorgegebenen Limits und das Verbot bestimmter Casinospiele führt dazu, dass sich zahlreiche Spieler an Online Casinos ohne Lugas wenden. Dort gibt es eine breite Auswahl an Spielen und kaum Begrenzungen hinsichtlich Einzahlungs- und Setzlimits.
Es war anzunehmen, dass deutsche Spieler auch nach der Legalisierung nicht vollkommen auf ausländische Online Casinos verzichten. Dass es aber fast 50 % der Spieler sind, die auf Plattformen zurückgreifen, die nicht in Deutschland lizensiert sind, ist erschreckend.
Ist das Spielen bei nicht-deutschen Online Casinos riskant?
Nur weil Online Casinos nicht in Deutschland lizensiert sind, bedeutet dies nicht, dass sie gar nicht reguliert werden. Es gibt einige EU-Lizenzen wie die von der Malta Gaming Authority oder der UK Gambling Commission, bei denen der Spielerschutz ebenfalls höchste Priorität hat. Dort lizenzierte Plattformen sind folglich seriös. Genau das ist ein Grund mehr, warum die Dunkelziffer so hoch ist und viele deutsche Spieler zu EU-Casinos greifen.
Sollte es dennoch zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Spieler und dem Anbieter kommen, muss dies über die zuständige Behörde geklärt werden. Deutschland hat damit dann nichts zu tun. Einen höheren Spielerschutz können Kunden genießen, wenn sie in Online Casinos spielen, die von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder lizensiert sind.
Ein weiterer Punkt, warum Deutschland will, dass deutsche Online Casinos genutzt werden, hat finanzielle Gründe. Schließlich wird Glücksspiel in Deutschland besteuert, wodurch nicht unwesentliche Einnahmen für die Staatskasse generiert werden.
Der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) fordert Reformen
Wie also kann es gelingen, das Spielen an ausländischen Casinos zu reduzieren? Der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) fordert, einige Maßnahmen umzusetzen, um den deutschen Glücksspielmarkt zu stärken. Dies könnte beispielsweise durch folgende Punkte gelingen:
- Werbung anpassen: Werbung beeinflusst. Genau aus diesem Grund sollte die Werbung für in Deutschland lizenzierte Anbieter gestärkt und die von ausländischen Online Casinos verboten werden.
- Anpassung der Steuersätze: Die Besteuerung von Glücksspiel ist in Deutschland vergleichsweise hoch. Dies wirkt sich direkt auf den Endnutzer aus, denn deutsche Online Casinos passen die Gewinnspanne entsprechend an. Die Auszahlungsquote ist bei ausländischen Casinos daher meist höher.
- Überdenkung von Verboten: Sicherlich sind Slots die meisten Casinospiele, doch sind Tischspiele durchaus sehr beliebt. Wer sich für Blackjack oder Roulette interessiert, muss es in deutschen Casinos gar nicht erst versuchen. Vielleicht ist es Zeit, dieses Verbot zu überdenken.
- Beschleunigung von Lizenzverfahren: Die Mühlen der deutschen Bürokratie mahlen bekanntlich langsam, und das sieht bei den Lizenz-Prozessen für Online Casinos nicht anders aus. Zwar wurden in den 3 Jahre nach Inkrafttreten des Glücksspielvertrages einige Lizenzen ausgestellt, doch sollte hier an Geschwindigkeit aufgenommen werden. Nur wenn deutschen Kunden eine gute Auswahl geboten wird, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich an ausländische Anbieter richten.
Die Studie von Gunther Schnabl hat deutlich gezeigt, dass der Glücksspielstaatsvertrag seine gesteckten Ziele verfehlt. Wenn gerade einmal die Hälfte der Spieler von den in Deutschland lizenzierten Online Casinos Gebrauch machen, liegt die Erfolgsquote quasi nur bei 50 %.
Fazit – Veränderungen müssen her
Zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass der bestehende Glücksspielvertrag überarbeitet werden muss. Die aktuelle Lage zeigt, dass die Hälfte aller Spieler bei ausländischen Anbietern spielt. Zum einen sollte das inländische Angebot attraktiver gestaltet werden und zum anderen sollte es ausländischen Casinos erschwert werden, ihr Angebot deutschen Kunden zu unterbreiten. Nur dann kann erwartet werden, dass sich Spieler zunehmend für deutsche Online Casinos entscheiden.